Hüftdysplasie bzw. Hüftgelenksdysplasie beim Hund

Christina Huber

Hüftdysplasie bzw. Hüftgelenksdysplasie beim Hund

Längst ist nicht nur der Labrador betroffen. Bei vielen – nicht nur großen – Hunderassen tritt inzwischen vermehrt eine Fehlentwicklung des Hüftgelenks auf. Diese wird Hüftdysplasie bzw. Hüftgelenksdysplasie genannt und mit HD abgekürzt.

Was bedeutet Hüftdysplasie beim Hund?

Unter Hüftgelenksdysplasie (HD) verstehen man eine Fehlbildung der Hüftgelenke. Dabei findet der Kopf des Oberschenkelknochen in der Hüftgelenkspfanne nicht mehr genügend Halt. Das führt zu einer ungewohnten Beweglichkeit, die die Nerven und auch die Knochenhaut reizt. Der Knorpel wird zerstört, damit kann dieser seiner natürlichen Stoßdämpferfunktion nicht mehr nachkommen. Bei älteren Hunden kann die HD auch zu einer Arthrose des Hüftgelenkes führen.

Leider tritt diese Hüftdysplasie inzwischen recht häufig bei größeren Hunden wie der Labrador auch einer ist, auf. Auch kleine Hunderassen können aber durchaus betroffen sein. Sogar bei Katzen findet sich HD. Hier ist unter anderem die Maine-Coon-Katze, eine besonders große Katzenrasse betroffen.

Ein mögliches HD-Leiden solltest du immer von einem Tierarzt feststellen lassen. Und dann alles tun, damit es nicht schlimmer wird.

Eine Hüftdysplasie ist sehr häufig genetisch bedingt. Daher werden gute Züchter ihren Labrador Retriever vor Zucht auch immer testen lassen.

Symptome für eine Hüftgelenkdysplasie beim Hund

Häufige Symptome sind eben Bewegungseinschränkungen und sehr schnelles Ermüden des Hundes. Manche Hunde verlieren dann auch ihre gute Laune, klar, wenn jeder Schritt zur Qual wird. Ich habe einen Labrador erlebt, der richtig mürrisch und auch aggressiv wurde, da sein Frauchen nur auf konsequentes Schonen setzte. Damit war der Hund nicht mehr ausgelastet, zumindest solange sie nicht auf Kopfarbeit setzte.

Typische Symptome bzw. Anzeichen für eine Hüftdysplasie beim Hund

  • Starker Hüftschwung beim gehen (wird als LSÜ-Twist bezeichnet)
  • Schaukelnder Gang
  • Häufiges Hinsetzen. Pausen. Schnelles Ermüden.
  • Die Gelenke können hörbar knacken.
  • Beim schnellen Laufen ist eine Art Kaninchenhoppel zu beobachten. Dabei stößt er sich mit beiden Hinterbeinen gleichzeitig ab.
  • Der Hund mag nicht mehr Treppe steigen.
  • Der ganze Hund, insbesondere der Rücken, ist verspannt.
  • In besonders schlimmen Fällen jault der Hund bei Bewegungen oder weint beim Aufstehen. Winseln, Hecheln, starkes Zittern sind auch Symptome für Schmerzen.
  • Keine Lust auf ausgedehnte Spaziergänge.
  • Muskulatur wird weniger.

Die Ausprägung der Symptome bei einer Hüftdysplasie variieren sehr stark in Abhängigkeit von Alter und natürlich Stadium der Krankheit. Außerdem gibt es Hunde, die bereits als Welpen unter starken Schmerzen wegen ihrer Hüftdysplasie leiden, andere Welpen zeigen kaum bis gar keine Beschwerden, die Probleme treten erst einige Jahre später auf. Die ersten Anzeichen können durchaus schon bei den Kleinen beobachtet werden.

HD Probleme bei kleinen und großen Hunderassen

Auch kleinere Hunde können unter HD leiden, allerdings ist bei größeren Rassen, wie eben beim Labrador Retriever das Krankheitsbild häufig besonders stark ausgebildet. Auch Hauskatzen können unter dieser Hüftfehlbildung leiden.

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Genetisch bedingt? Oder Verschleiß?

Wieso ein Hund an einer Hüftgelenksdysplasie leidet und ein anderer Hund nicht, darüber gibt es durchaus verschiedene Meinungen. Zwei Hauptursachen können dabei aber ausgemacht werden: Die Vererbung und eben falsche Ernährung bzw. Haltung. Wie hoch der Anteil der Genetik an dem HD-Problem ist und in wie weit falsche Ernährung und Bewegung schuld sind, ist wohl strittig bei den verschiedenen Meinungen. HD hängt eben von vielen Faktoren ab. Je nach Literatur wird bei HD von einer Vererblichkeit von 20 bis 85 Prozent ausgegangen. Die Spannweite ist also sehr hoch. Es gibt auch Tierärzte, die der Meinung sind, HD wäre ausschließlich genetisch bedingt, nur die Ausprägung selbst hänge dann von Faktoren wie Ernährung und Bewegung ab. Da die meisten Hundebesitzer an der Genetik ihres bereits im Haus lebenden Hundes aber eh nichts mehr ändern können, wird bei Vorbeugung und Therapie einer bereits aufgetretenen HD so oder so vor allem an den Punkten Ernährung und Bewegung angesetzt. Siehe auch Erbkrankheiten beim Labrador Retriever.

HD in der Zucht

Um der genetischen Ursache an HD Herr zu werden, gibt es inzwischen bei vielen Zuchtverbänden, auch in Deutschland, strenge Richtlinien bei der Zucht. Je nach Rasse müssen die Eltern entweder völlig HD frei sein oder die Tiere dürfen nur bis zu einem bestimmten Grad an Hüftgelenkdysplasie leiden, um eine Zuchtzulassung zu erhalten. Aber nicht überall sind die Richtlinien so streng und sehr häufig kommt es auch zur wilden Zucht eben gerade von Rassehunden, bei denen überhaupt nicht darauf geachtet wird, in wie weit die Elterntiere unter HD leiden.

Ernährung und Bewegung wichtige Faktoren bei einer HD

Da Ernährung und auch Haltung ebenfalls Auswirkung auf die Ausprägung und den Krankheitsverlauf bei Hüftdysplasie haben, ist es gerade für Labradorhalter sehr wichtig darauf zu achten was und vor allem wie viel sieh ihrem Hund füttern. Ein Labadorwelpe sollte nicht zu schnell wachsen, zu viel Spielen sowieso nicht und Treppen sind, solange Herrchen und Frauchen den Vierbeiner noch tragen können, tabu für Welpenhüften. Hunde sollten so oder so nicht übergewichtig sein, hat der Hund zudem noch eine Tendenz zu HD, sollte das Idealgewicht peinlich genau eingehalten werden.

Behandlung von HD

HD ist leider nicht heilbar. Ein fehlgebildetes Hüftgelenk bleibt leider ein solches. Möglich ist es aber Symptome zu lindern und auch das Fortschreiten der Krankheit hinauszuzögern und ganz wichtig, die Schmerzen zu reduzieren. Je frühzeitiger man die Krankheit erkennt, desto eher lassen sich noch Maßnahmen treffen, um einen weiteren Verschleiß der Hüfte zu verhindern: Vermeiden von Treppen, Hund nicht auf harten Untergründen springen lassen, abrupte Bewegungen vermeiden etc.

Folgende Therapieansätze, die auf eine Operation verzichten, gibt es bei HD:

  • Gezielte Physiotherapie zur Stärkung von Muskeln und Bändern.
  • Starke Stoßbewegungen müssen unbedingt vermieden werden, die Gelenke geschont. Springen, Rennen, dem Ball hinterher laufen sind dann tabu.
  • Keine übermäßige Belastungen durch lange Spaziergänge oder Hundesport.
  • Viel Schwimmen. Die runden und ausgewogenen Bewegungen tun dem gesamten Bewegungsapparat gut und bauen auch die Muskeln auf.
  • Strenge Kontrolle des Gewichts.
  • Bestimmte Nahrungsergänzungsmittel, insbesondere wenn diese knorpelbildende Stoffe enthalten, reichern das Fressen a.
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Weitere Behandlungsmöglichkeiten bei Hüftdysplasie

Die Behandlungsmöglichkeiten reichen von Ernährungsergänzungsmitteln wie Cosequin und Grünlippenmuschelextrakt, die bei noch nicht so ausgeprägter HD gute Erfolge zeigt (siehe Erfahrungsbericht zu Cosequin bei HD) über medikamentöse Therapie mit entzündungshemmenden und schmerzstillenden Medikamenten bis zu verschiedenen Operationen. So kann auch ein künstliches Hüftgelenk eingesetzt werden, eine kostenintensive Behandlung, immerhin führt die Operation im Regelfall aber zu einer Beschwerdefreiheit bis ins hohe Alter. Ebenfalls erfolgversprechend ist die Femurkopfresektion. Hierbei wird der Gelenkkopf des Oberschenkelknochens entfernt. Es bildet sich eine bindegewebige Verbindung zwischen Becken und Oberschenkelknochen. Verbunden mit einer intensiven Physiotherapie gibt es dann die gute Chance, dass der Hund wieder ein schmerzfreies Leben führen kann.

Schmerzen begleiten die Hüftdysplasie

Eine beginnende HD äußert sich in zunehmenden Schmerzen bei Spaziergängen, der Hund will nicht mehr weit laufen, setzt sich öfter hin, schreit beim Spielen gelegentlich auf und zeigt einen instabilen Gang. Hat man den Verdacht, dass der eigene Hund an HD leidet, sollte man möglichst schnell beim Tierarzt vorstellig werden. Mit Röntgenaufnahmen kann dann eine genaue Diagnose gestellt werden und vor allem abgeklärt werden, ob die Ausprägung der Hüftdysplasie (noch) leicht ist, oder ob die Krankheit schon weiter fortgeschritten ist. In leichten Fällen kann man dann versuchen mit Diät, Schonung und entsprechender Nahrung dem Hund das Leben wieder schöner zu machen, in schweren Fällen wird häufig operiert. Durch die Entfernung des Hüftgelenks mit oder ohne Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenks können dabei gute Erfolge erzielt werden und dem Hund wieder ein Schmerzfreies Leben ermöglicht.

Goldakkupunktur bei HD

Dem Bereich der Alternativmedizin zuzuordnen ist die Goldakupunktur bei HD. Hierbei werden ein oder mehrere Goldstifte in die Muskulatur an Akupunkturpunkte eingesetzt und verbleiben auch dort. Die Wirksamkeit ist zwar nicht belegt, aber es gibt Erfahrungsberichte von Hundehaltern, die mit dem Ergebnis zufrieden sind.

Vorbeugung von Hüftdysplasie

Besser als zu operieren ist natürlich die Vorbeugung bei Hüftdysplasie:

Bei der Ernährung ist darauf zu achten, dass der Hund besser kein Übergewicht haben soll. Bei der Bewegung ist alles zu vermeiden, was eine zu große Belastung sein könnte. Insbesondere sollte das Stauchen und Überdehnen des Hüftgelenks vermieden werden, etwa durch plötzliche Richtungsänderungen beim Laufen oder übermäßigem Springen. Ebenfalls sollte das Treppe laufen, hier insbesondere das Treppe herunter laufen, möglichst vermieden werden. Nicht umsonst wird auch immer geraten, gerade große Hunderassen im Welpenalter möglichst lange Treppen zu ersparen und sie besser zu tragen.

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Beispiele für bessere Bewegungen beim Labrador

Natürlich kann ein Hund einen Ball auch im Sprung fangen. Einen Labrador sollte man den Ball aber lieber erlaufen lassen als ihn dazu zu animieren, den Ball im Flug springend zu fangen. Und natürlich ist Frisbee Spielen ein super Sport für Jung und Alt, aber eben nicht unbedingt der beste Dauersport für einen Labrador, denn auch hier wird die Scheibe ja oft im Sprung gefangen. Wer seinem Labrador etwas wirklich gutes tun will, sollte mit ihm schwimmen gehen. Bei unserem Labrador haben wir das leider verpasst. Er geht zwar sehr gerne ins Wasser und schwimmt um einen Ball zu holen, aber schwimmen um des Schwimmens willen ist für ihn, selbst wenn Frauchen und Herrchen mit im Wasser sind, einfach uninteressant. Hier hilft nur, ihn so abzupassen, wenn er mit Ball zurückkommt, dass man ihm noch im Wasser den Ball gleich wieder abluchsen kann, um ihn direkt wieder schwimmen zu lassen.

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